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Mittwoch, 20. Juli 2016

lost places: "das heine"


es muss wohl 1992 oder 1993 gewesen sein, als wir mit mehreren familien eine wandertour durch den harz machten. übernachtet haben wir damals in schierke im hotel heinrich heine, einem sehr großen, schönen hotel mit vielen anbauten und  balkons und am rande des ortes im grünen gelegen.  die eingangshalle und die flure waren großzügig angelegt, die zimmer kamen uns riesig vor. es war alles ein bisschen spießig und plüschig und mit dem charme vergangener jahrzehnte ausgestattet, aber uns gefiel es gut. weil die heizung ausgefallen war (es war in den herbstferien) gab es für jedes zimmer eine flasche rotkäppchen sekt. besonders die kindern fanden es besonders gut, sie nutzten die breiten,  langen flure als rennstrecke und in den holzvertäfelten räumen hallte es so schön! in meiner erinnerung roch es dort nach bohnerwachs, genauso wie im treppenhaus meiner großeltern. in der unten erwähnten dokumentation vom mdr finden sich auch bilder, wie es damals dort aussah. 








das hotel wurde 1898 erbaut und hieß früher "fürst zu stolberg". es war einst eins der schönsten und größten einrichtungen im harz besonders in den 1920er und 1930er jahren. schierke war damals ein bekanner wintersport- und nobelort mit vielen prachtbauten und anderen großen hotels. es wurde auch als das "st. moritz des nordens" bezeichnet. näheres dazu habe ich auch im blog der journalistin monika herbst gefunden.

 so sah es früher einmal aus ! quelle

1946 bekam es den namen "heinrich heine" und wurde bis zur wende weiterhin als hotel und fdgb-ferienheim genutzt. die letzte große renovierung wurde 1968 durchgeführt. nach 1989 erfuhr es noch wenige jahre eine wechselvolle geschichte. hier könnt ihr einige informationen dazu finden. genauer wird es noch in einem artikel der nnz-online aus dem jahr 2012 dargestellt.

ein bisschen haben wir immer die geschichte des hauses verfolgt und haben, wenn wir durch schierke fuhren, immer mal geschaut, wie es denn mit dem hotel weitergegangen ist. leider nicht gut!  es stand seit 1995 leer und verrottete immer mehr.  

"Im Februar 2016 genehmigte der Stadtrat von Wernigerode den Abriss des Hotels, um einer Ferienhausanlage mit dem Namen „Heinrich-Heine-Resort“ Platz zu machen. Der Zustand des Gebäudes sei laut der Verantwortlichen für die städtischen Liegenschaften „gravierend schlimm“, das denkmalgeschützte Gebäude sei nicht mehr zu retten. Es seien 37 Holzhäuser mit rund 180 Betten geplant, dazu ein zentrales Empfangsgebäude mit Rezeption, Wirtschaftsgebäude, ein Heizhaus sowie ein eigenes Fernwärmenetz". quelle

bei unserem letzten besuch anfang juli konnten wir dann nur noch bilder des abrisses machen.





schade!!

eine ganz hervorragende halbstündige dokumentation über "das heine" mit vielen historischen aufnahmen wurde im april vom mdr gesendet. in der mediathek (klick!) kann man sie sich noch anschauen, allerdings nur in deutschland. sehr empfehlenswert!


und ein anderes, altehrwürdiges hotel: 




blick vom burgberg auf den "harzburger "hof"


aber nicht nur im ostteil des harzes gibt es solche verlorenen hotels. in bad harzburg steht auch das ehemals berühmte hotel "harzburger hof" kurz vor dem ende. aber das  wäre dann ein neuer beitrag. zu vermerken wäre dazu nur, dass es dort innerhalb von zwei jahren gerade vor ein paar tagen zum dritten mal gebrannt hat.

verlinkt mit sigruns "lost places" im juli.


meine bisherigen lost places:
gutshof in sachsen-anhalt
 

17 Kommentare:

  1. Och, schade... Aus dem Blick von "oben" kann man die Schönheit und wie es sich in den Harz einfügte, noch erahnen... Ob das einem "Resort" auch gelingt? Mir kräuseln sich schon die Nackenhaare, wenn ich so ein Wort höre... Aber wie schön, dass ihr damit schöne Erinnerungen verknüpft. Geht es euch ein bisschen wie mir mit "meinem" Ferienlager nebenan... Lieben Gruß Ghislana

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  2. was für ´ne g+§%&* bude!!!
    ...entfuhr es mir beim anschauen deiner bilder! wir stehen ja sehr auf diese art architektur und was dahintersteht - der glamour der belle epoche. leider werden die es hierzulande nie kapieren. muss immer alles abwaschbar und mit gaaanz viel rendite sein. nun ja.
    wie es auch anders geht sieht man hier. schweiz: https://www.schatzalp.ch/de/
    letztens eines unserer jahrhundertwende-fenster restauriert - ich glaube alle, denen ich es stolz zeige, fragen sich warum wir keine neuen (plaste)fenster einbauen......den gesichtsausdrücken nach zu urteilen.....
    alles liebe! xxxxxx

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  3. Vielen Dank für die schönen persönlichen Erinnerungen an das Heinrich Heine. Und auch für die traurigen ersten Bilder des Abrisses...

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  4. Irgendwie habe ich momentan das Gefühl, es ist so vieles, was kaputt, verloren geht. Eine brüchige Welt...
    LG
    Astrid, die je blauer der Himmel, um so melancholischer wird

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  5. Bei aller Rationalität, die ich mir innerlich predige, tun mir solche Abrissbilder weh.
    Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel, der das Hotel und seine Geschichte würdigt. Bewundernswert, wie du das machst.
    Herzliche Grüße von Lucia

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  6. Wie fürchterlich! Das tut weh! Natürlich hätte man das noch retten können, aber die meisten Investoren scheuen heute die Kosten, die eine sachgemäße Sanierung mit sich bringt. Es "steht" auch nicht jeder auf historische Bausubstanz. Das bekomme ich hier auch ständig mit in Form von "Warum baut ihr denn nicht neu? Das geht doch sehr viel schneller!" Jammerschade - und das nicht nur, weil mein Vater etliche Jahre seiner Kindheit in Wernigerode verbracht hat.
    Liebe und sehr betroffene Grüße von mir!
    Solveig

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  7. Mir geht es mit der Melancholie ganz ähnlich wie Astrid ....ach Mano, wie gut es doch ist, dass Du ihnen einen besonderen Platz gibst: den Lost Places. So wir heute nicht mehr gebaut und das ist jammerschade...
    ich hoffe, eines Tages kann ich mich um wenigstens einen der vergessenen, verlorenen Orte kümmern.
    Sei bedankt, immer wieder, Taija

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  8. Es ist immer jammerschade, dass man diese alten schönen Gebäude ewig lange verrotten lässt, bis man sie dann endlich abreissen muss/darf....
    Liebe Grüße
    Andrea

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  9. Sehr schade, aber leider sind solche Renovierungen meist unbezahlbar, vor allem, wenn jahrzehntelang nichts gemacht wurde. Ich frage mich immer, wer früher diese Luxusbleiben unterhalten konnte, denn das Problem gibt es ja nicht nur im Harz.
    Danke für diesen interessanten Beitrag.
    Magdalena

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  10. Ist es nicht furchtbar schade um solche schönen alte Gebäude?! Wie hübsch wäre es, diese zu erhalten! Genau wie das schöne alte Schwarzwaldhotel im Buch Winteräpfel. Jetzt steht dort ein neuer Karton ohne Ausstrahlung aber mit viel Betten-Kapazität. Traurig!

    Trotzdem liebe Grüsse - leider bin ich momentan sehr beschäftigt - nur nicht mit 'BLOGGEN' ;-)
    Katja

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  11. Ich war heute früh schon mal hier schauen und war ganz beim Film hängengeblieben....:-) Toll, dass du wieder so ein wunderbares Objekt beisteuerst, auch wenn es schon abgerissen ist. Das Fotografieren von Lost Places soll ja eigentlich die Hoffnung machen, dass es doch irgendwann mal gerettet wird. Das ist dann so schade, wenn nur noch der Abriss bleibt. Was war das mal für ein riesiges Hotel....und dann wart ihr sogar selber schon drin. Ich glaube, meinem Porzellanwerk droht das gleiche Schicksal....das eine Gebäude ist ja schon weg, weil es mehr in der Stadt lag.
    Danke fürs Verlinken,
    Ganz liebe Grüße,
    Sigrun

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  12. Hach...was für ein imposanter Bau...vermutlich zu groß, um es heutzutage noch zu kostendeckend betreiben...Den Film hebe ich mir für heute Abend auf...;-). Hab noch einen schönen Tag! LG Lotta.

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  13. Ja, wirklich schade, was alles kaputt geht. Astrid hat schon irgendwie recht, momanten ist wirklich eine Wende.
    LG susa

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  14. ...wie schade um dieses schöne Haus, liebe Mano,
    ein Resort mit lauter gleichen Häusern finde ich etwas gruselig...da gehen die Meinungen wohl auseinander...ich hätte lieber in diesem Hotel Urlaub gemacht als in so einer Anlage, auch wenn das Hotel nicht auf dem neuesten Stand ist...na, nun ist es zu spät...schön, dass du mit deinem Beitrag noch daran erinnerst,

    liebe Grüße
    Birgitt

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  15. Bea Behrens21 Juli, 2016

    Oh wie schade. Meine Großmutter hat im während des Krieges und auch danach mit ihrer Familie in Schierke gelebt und meine Mutter und meine Tanten haben mir immer tolle Geschichten von den wunderbaren Tanzabenden im Fürst Stollberg erzählt. Vor fünfzehn Jahren haben wir mit unserer Tochter einige Urlaube in Schierke verbracht und immer die wildesten Pläne geschmiedet, das Gebäude zu kaufen und zu reanimieren. Und natürlich haben wir mit meiner Mutter, wenn wir sie besucht haben, immer einen Ausflug nach Schierke gemacht, Erinnerungen auffrischen. Traurig, dass sich kein Retter gefunden hat.
    Ich habe ja auch eine grosse Vorliebe für lost places, meine Phantasie schlägt da Purzelbäume.

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  16. Manchmal denke ich, es ist würdiger, die alten Häuser einfach vergehen zu lassen, die Natur sie überwachsen lassen, wenn man sie nicht erhalten kann. Abriss tut weh. Er ist so gewalttätig.
    Lieben Lisagruß!

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  17. So schade, dass sich für solche Traditionshäuser nicht rechtzeitig Investoren finden, die bereit sind, solche Stücke der Geschichte zu erhalten und wiederzubeleben. Ich finde, es fehlen alte, ein bisschen plüschighe Hotels mit langen Fluren...
    Herzlich, Katja

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