vor kurzem habe ich einige stillleben mit verschiedenen materialien gelegt. dieses hier hab ich schon mal auf instagram gezeigt. weil ich es "festhalten" wollte, habe ich es jetzt in eine schachel montiert:
kunstschachel nr 12/2015, stillleben mit bageri
20 x 20 cm
materialien: streichholzschachtel, hutanstecker, preisschild, metermaß-schnipsel, mini-totenköpfchen(!), tapetenrest (alles vintage), aquarellfarbe, verschlussklipse, gedruckte feder (von hier), buchstabendruck, pappschachtel. hintergrund: manofoto
das stillleben hat mich an die sogenannten phantasie-aufsätze in der schule erinnert. ihr kennt das sicher: man bekam vom lehrer 3 worte genannt und musste dann daraus eine kleine geschichte schreiben. das war immer meine lieblingsbeschäftigung im deutschunterricht! und so habe ich mir heute ein kleines märchen zur obigen schachtel ausgedacht.
tildaholm
"es war einmal ein junger schneider aus dem solbad karlshafen. der machte sich im schönen monat märz, genauer gesagt am 19., auf den weg nach thüringen, um dort eine neue beschäftigung in einer textilmanufaktur anzutreten. unterwegs traf er auf ein kleines reh, das von seiner mutter verstoßen worden war. es tat ihm leid und so nahm er es mit auf die weite reise. als er nach vielen tagen in mühlhausen ankam, lachten ihn alle leute aus, als er mit dem reh zur arbeit erschien. das gefiel dem schneider ganz und gar nicht. bei solchen menschen wollte er nicht arbeiten! er packte sein bündel wieder ein und wanderte mit dem reh weiter, um in eine freundlichere umgebung zu kommen.
als sie viele, viele tage gelaufen waren und sich im wald von blättern, früchten und wurzeln ernährt hatten, kamen sie schließlich in ein fremdes land, deren sprache sie nur wenig verstanden. in einem kleinen ort mit dem lustigen namen mögeltönder kam aus einem haus, über dem in großen lettern "bageri" stand, ein verführerischer duft. dort hatten die menschen mitleid mit ihnen und sie bekamen sie eine große tüte mit allerlei leckereien als proviant geschenkt. hier gefiel es den beiden ausgeprochen gut. der himmel war blau und die häuser hatten wunderschöne ornamente auf ihren holzbalken. der junge mann wollte mit seinem reh gern hierbleiben. er zeigte dem freundlichen bäcker sein werkzeug und fragte nach arbeit. der schickte ihn zu einem maler, der berühmt für seine häuserbemalung war. dieser suchte gerade nach einem guten schneider, der für ihn einen hochzeitsanzug nähen sollte. der junge mann bekam für sich und sein reh eine kleine hütte zugewiesen und in den nächsten tagen schneiderte er einen satinblauen anzug für den künstler, der ihn gut bezahlte. er durfte sogar noch einen meter des feinen zwirns für sich behalten. der maler vermittelte ihm auch weitere gute aufträge und das reh konnte sich frei im ort bewegen, denn alle menschen mochten es gern, gaben ihm zu essen und spielten mit ihm. doch im hochsommer zog es die beiden weiter in die ferne, denn sie hatten spaß am gemeinsamen wandern gefunden.
als sie an der nördlichsten spitze des schönen landes angekommen waren, nahm sie ein schiff mit über das weite meer und sie kamen in eine große stadt namens gothenborg. auf einem markt lernten sie einen bauern kennen, der ihnen von den weiten wäldern seiner heimat berichtete. nach einem gemeinsam verbrachten abend fragte er, ob sie nicht mit ihm kommen wollten, weil er glaubte, dass es dem jungen mann und seinem reh dort gut gefallen würde. arbeit könnte er dort sicher auch finden, denn dort gab es einen schneider, der einen guten gesellen suchte.
so fuhren sie auf seinem wagen zwei tage durch weite wälder bis sie in dem kleinen ort tidaholm ankamen. es war wirklich schön dort. es gab dort kühe und schweine, hühner und gänse, zwei pferde, einen freundlichen hofhund und viele katzen. die beiden reisenden fühlten sich sofort wohl. der bauer hatte eine kleine hütte am gänseteich, die sie bewohnen konnten. für das reh, das inzwischen herangewachsen war, gab es auch einen schönen stall mit frischem heu. am abend lud der bauer den schneider zum essen ein und stellte ihm seine familie vor. wie ein blitz traf es den jungen mann, als er die tochter seines gönners am tisch sitzen sah. so ein hübsches mädchen hatte er noch nie gesehen! sie heiß elsemaj, hatte strohblondes haar und die blauesten augen, in die er jemals geschaut hatte.
es kam wie es kommen musste. die beiden verliebten sich ineinander und schon im selben jahr, am 14. dezember wurde eine große hochzeit gefeiert.
der schneider und sein reh gingen nie wieder auf wanderschaft und sie lebten glücklich und zufrieden in tidaholm.
bis eines tages eine merkwürdige gestalt im hühnerstall erschien.................."
Oh, das hast du gerne gemacht? Ich hab es zumindest zu häufig hinterher als Lehrerin nicht lesen mögen :-)
AntwortenLöschenAber ich hatte auch selten Schüler mit Fantasie, zumindest in den letzten Jahren. Ich musste mir oft den berühmten Tritt geben, um da bei der Arbeit zu bleiben...
LG
Astrid
P.S. Und ich gestehe, ich hab auch deine Geschichte nicht gelesen. Hat aber nur was mit mir zu tun...
Mein Herz hüpft, wenn ich "Bageri" lese...;-). Ein reizendes Märchen, was du dir da ausgedacht hast! Schade, uns bat nie je eine Lehrerin, uns eine Geschichte auszudenken...ich glaube, das hätte mir auch gefallen! LG Lotta.
AntwortenLöschenLiebe Mano, welch schönes Märchen. Ich mochte diese Art Geschichten auch immer sehr gerne (sowohl als Schülerin schreiben als auch als Lehrerin lesen) :o)
AntwortenLöschenHerzlichste Grüße!
Mirjam
eine schöne geschichte hast du da geschrieben ! ich mache manchmal so etwas in ein *atelier écriture* wo man sich trifft - ein paar worten oder nur den anfang des textes ... und dann geht die fantasie... wir lesen dann und habe festgestellt dass ich auch gerne Tiere in meine geschichte mitintegriere - deine kunstschachtel ist so schon mit geschichte ;) und der faden knöpfe und *craie de tailleur* sprechen mit auch an. liebe grüsse
AntwortenLöschenmonique
Ein schöner Kasten und ein noch schöneres Märchen! Ich musste nie(!) nach solchen Vorgaben eine Geschichte schreiben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Jennifer
Eine wunderschöne Geschichte und eine ebensolche Schachtel!
AntwortenLöschenLG Sabine
Ich frage mich, liebe Mano, wer da wohl in den Hühnerstall kam.. Tomte!? Und Elsemaj war ihr Name? Zauberhaft!! Genau wie Deine Schachtel.. mit ihren hübschen Kleinigkeiten. Herzlichst, Nicole
AntwortenLöschenOh, wie schön, ich will unbedingt weitere Märchen zu deinen Kunstschachteln haben und vor allem eine Fortsetzung zu diesem!
AntwortenLöschenLiebe Grüße und einen sonnigen Tag,
Dani
Oh, er ging ins Thüringische, ja da gab es gutes volkseigenes Inlett;-)
AntwortenLöschenGeschichtenschachteln sind wunderbar, wenn ich dabei auch nicht an Schule denke, sondern an unser Erzählzelt. Mit Schachteln erzählen wir in unseren Erzählprojekten auch Schachtelgeschichten mit den Kindern. Natürlich sind die Schachteln nicht so kunstvoll, wie Deine. Aber voller Geschichten eben. Ohne Zensuren...
Und wie schön, dass Dein Held und sein Reh ihren Platz und ihr Glück gefunden haben, ohne an Grenzen zurückgeschickt oder auf dem Weg ertrunken zu sein. Wunderbarer Bauer, der sie aufgenommen hat, obwohl sie doch nicht politisch verfolgt waren, sondern einfach nur suchten, was wir alle suchen: ihr Glück.
(Das als kleine tagespolitische Anmerkung:-)
Sei lieb gegrüßt in diesen wunderbaren und grauenhaften Frühlingstagen von
Lisa
Wunderschöne Farben vereinen sich in der Bageri! Just habe ich meine kleine Mano-Kunstschachtel mal wieder umgehängt, um sie mir wieder näher in den Fokus zu holen :-)!
AntwortenLöschenLiebst gegrüßt,
Steph
Wie schön,dass du jetzt auch Märchen erzählst, schriftlich meine ich. Visuell tust du es ja schon sehr lange. Ich suche in der Geschichte die Ensprechungen im Bild und finde es gut, dass es nicht so deutlich ist und auch noch ganz andere Geschichten zulässt. Schönen Frühlingstag wünscht Michaela
AntwortenLöschendear mano,
AntwortenLöschenthe new DC-theme is up
i am hosting
are you in?....
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Und dann endest du glatt mit einem Cliffhanger... Ob das Totenköpfchen noch eine Rolle spielen wird? Was wird aus dem Tier?
AntwortenLöschenDeine Spielerei macht großen Spaß... So ein Vergnügen sollte man sich öfter gönnen. Ich habe gerade eine Schreibübung mit Gummibärchen gemacht, die ist ganz ähnlich. Es gibt britische Gummi-Symbole in kleinen Tütchen. Da drin sind Teekannen, Palmen, Autos, etc. teilweise absurde Symbole. Und ich "muss" dann sechs dieser Symbole in einem Text unterbringen. LG mila
süße geschichte. gibt es eine fortsetzung zur nächsten kunstkiste? ;-)
AntwortenLöschengenau das sind die ganz ganz wenigen momente, wo sich ein wenig wehmut in mein abgelegtes deutsch-und-kunsterzieherinnenherz schleicht; das sind die sachen, die wirklich spaß machen, diese verquickungen bauen aus sprache und bild. herrlich, liebe mano.
AntwortenLöschenLiebe Mano,
AntwortenLöschenBitte mehr solche Geschichten.
Als Kind konnte ich gut Geschichten schreiben, eben solche mit Stichwörtern. Heute fällt mir das Schreiben schwer.
Drei meiner vier Söhne können gut schreiben - dem Ältesten liegt es überhaupt nicht.
Herzlich Judika
K
every kunstschachel holds a story, more than one actually, as each of us can make up our own story looking at them, i had fun reading your story Mano, hurray for fantasy!
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